geschichte der Keramik

Vor rund 25.000 Jahren hat ein etwa 14jähriger Jugendlicher im heutigen Mähren eine der berühmtesten Figuren der Keramikwelt geschaffen, die Venus von Dolni Vestonice. Das ist der älteste Beweis für den Gebrauch von Tonerde. Dass es ein Jugendlicher war, weiß man von den hinterlassenen Fingerabdrücken auf der Frauenfigur. Diese lassen Rückschlüsse auf das Alter zu. Wann die ersten Tongefäße entstanden sind, ist unklar. Die älteste bisher gefundenen Tonscherben sind 23.000 Jahren alt und wurden in einer Höhle in China entdeckt.

 

Auf jeden Fall ist die Entdeckung der Keramik – es dürfte eine Entdeckung und keine Erfindung gewesen sein – nach der Entdeckung des Feuers gemacht worden. Sehr wahrscheinlich haben Menschen an sogar verschiedenen Orten beobachtet, dass Lehm durch Feuer zunächst trocknet und dann fester und wasserundurchlässiger wird. Tongefäße wurden also zunächst in „normalem“ Feuer bei höchstens 400 Grad Celsius gebrannt.

 

So wie die Wiege der Menschheit in Afrika stand und die Menschen sich von dort verbreitet haben, war die Kunst Tongefäße zu formen in Asien, Afrika und im vorderen Orient bekannt und genutzt. Erst mit Verspätung von einigen Tausend Jahren kam der Gebrauch von Tonerde für Gefäße nach Europa. Noch später entstand die Töpferscheibe, nämlich zeitgleich mit der Erfindung des Rades ca. 3.000 bis 2.000 Jahren vor Christus in Ägypten. Es könnte aber auch sein, dass die Erfindung der Töpferscheibe auf eine Erfindung in Indien ein paar hundert Jahre zuvor aufbaut. Auf jeden Fall dauerte es rund 1000 Jahre länger, bis sich die Töpferscheibe auch in Europa durchsetzte.

 

Die logische Weiterentwicklung dieses Handwerkes bestand in der Entwicklung von Brennöfen mit relativ konstanter Temperatur von 950 Grad Celsius. In Rheinzabern in Rheinland-Pfalz wurde im 2. Jahrhundert nach Christus bereits in einer Manufaktur mit 5 Brennöfen und 100-150 Beschäftigen „industriell“ gearbeitet. Die Kunst ist es, die für jede Tonart richtige Brenntemperatur zu finden. Ton ist ein Naturprodukt und besteht aus vielen verschiedenen Mineralien unter anderem aus Quarz (Sand). Die kristalline Struktur des Quarzes beginnt sich beim Sintern zu verändern. Wie die kristalline Struktur von Eis sich beim Schmelzen auflöst bevor es vom festen in den flüssigen Zustand übergeht, schmilzt beim Sintern der Ton. Er wird zunächst „flüssig“. Deshalb muss für ca. ½ Stunde die Temperatur unbedingt konstant gehalten werden, damit das Werkstück nicht in sich zusammenfällt.

 

Keramiken, die bei diesen „niedrigen“ Temperaturen gebrannt werden, sind noch nicht wasserdicht. Da man vor der Entwicklung von Porzellan, Küchengeräte aus gebrannter Tonerde benutzte, war es erstrebenswert, diese Stücke wasserdicht zu bekommen. Vermutlich entwickelte sich diese Methode in China oder Japan bereits im 11. Jahrhundert. Zum Steingut kam so das Steinzeug, das bei 1000 – 1400 Grand Celsius gebrannt wird. Man brauchte also Brennöfen, die diese Temperatur brachten und bereitete Tonerde mit Mineralien so auf, dass das fertige Werkstück die Dichtigkeit zeigte und diesen höheren Temperaturen gewachsen war. In Deutschland wurde das Verfahren für Steinzeug erst 14. Jahrhundert in Siegburg entwickelt. Von dort aus verbreitete sich das Steinzeug in ganz Europa. Schwerpunkt für Deutschland ist bis heute die Region um Siegburg und den Westerwald.

 

Auch die Entwicklung von Porzellan geschah in China. Es war ein schleichender Prozess, der in verschiedenen Regionen gleichzeitig geschah, vermutlich zu Beginn des 7. Jahrhunderts. Porzellan besteht aus Kaolin, Feldspat und Quarz. Kaolin wurde zu dieser Zeit bei der chinesischen Stadt Gaoling entdeckt. Es ist ein weißes eisenfreies Gestein, das als Hauptbestandteil Kaolinit, ein Verwitterungsprodukt es Feldspats enthält, sowie verschiedene andere Tonminerale und unzersetzte Feldspatteilchen.

 

Neben gut gemachtem Steinzeug hatte Porzellan in China zunächst keine große Bedeutung. Es dauerte noch mehrere hundert Jahre bis Porzellan sich für Geschirre durchsetzte. Die Produktion von Steinzeug und Porzellangeschirr lief lange parallel. China fand seine Abnehmer im Orient über die Seidenstraße als Handelsroute. Der Start der industriellen Produktion begann um 1522 (Ming-Dynastie) in Shiwan mit dem Bau eines Drachenbrennofens. Der Name kommt daher, weil der Brennofen am Hang aufwärts gebaut ist und an den Schwanz eines Drachens erinnert. Das Feuer in gerade diesem ältesten Brennofen ist noch nie ausgegangen.

 

Um 1300 brachte Marco Polo die weiße Tonmasse nach Europa, allerdings ohne Kenntnis der Herstellung von Porzellan. Die Chinesen verrieten nicht ihr Produktionsgeheimnis, die Nachfrage in Europa stieg aber rasant. Schon kam wieder der Zufall zu Hilfe. Johann Friedrich Böttger, Apotheker und Alchemist, eigentlich mit der chemischen Herstellung von Gold beauftragt, entdeckte die Herstellung von Porzellan. Daher der Name weißes Gold für Porzellan. Er hatte in Berlin öffentlich behauptet, Gold herstellen zu können, was er mit Taschenspielertricks auch belegen konnte. Der König von Preußen fand das sehr verführerisch und erließ Haftbefehl, worauf Böttger nach Sachsen floh. Friedrich August I. von Sachsen kämpfte ebenso mit Geldproblemen, was Böttger wieder in Bedrängnis brachte, so dass ihm am Ende - als Schwindler enttarnt - der Galgen drohte. In dieser aussichtlosen Lage entdeckte Böttger am 15. Januar 1708 die Zusammensetzung von Porzellan und ein Jahr später auch die der dazu passenden Glasur. Er überzeugte den König vom Wert des Porzellans und baute die Manufaktur Meißen auf, die sich tatsächlich als Goldgrube erwies.

 

Damit ist die Geschichte des Porzellans fast zu Ende. Noch heute wird Geschirr wie damals gefertigt. Man optimierte Rezeptur und Produktionsablauf und brachte es damit zu einer insgesamt hohen Qualität allerdings ohne weitere Entwicklungssprünge.

 

Der größte Unterschied zwischen Porzellan und Steinzeug ist die Tonerde. Porzellantonerde ist weiß ohne Eisen und kommt entsprechend selten vor. 

 

Quellen: rosen-huus.com, wikipedia, keramiko.de